Wenn keine Narren auf der Welt wären,
was wäre dann die Welt?
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Warum überhaupt Karneval
Jedes Jahr, ungefähr zur selben Zeit, fangen die Leute an sich in merkwürdige Klamotten zu werfen, so, als wären sie gerade aus einer geschlossenen Anstalt geflohen. Sie singen urtümliche Lieder in Eingeborenensprache, schaffen es nicht einmal für eine Stunde ruhig nebeneinander sitzen zu bleiben, einige trinken auch mal einen über den Durst und irgendwann zwischen Mitte Februar und Anfang März klettern sie auf umgebaute Trecker mit Anhängern oder laufen zu Fuß bei Wind und Wetter koste es was es wolle durch die Stadt und attackieren, wie von der Tarantel gestochen, das ahnungslose(?) Volk mit Bonbons, Bällen, Gummitieren und was sie sonst noch so in die Hände bekommen. Und das macht uns allen ja auch irgendwie Spaß, aber haben Sie sich, geneigter Leser, noch nie gefragt warum? Kollektive Paranoia? Periodisch auftretende Winter-Influenza? Nun, als Prinzgardist kommt mir da sicherlich eine gewisse Informationspflicht, gemäß Bundesbildungsvertrages zu, also habe ich einmal recherchiert und möchte Ihnen die Ergebnisse hier in Kurzfassung einmal, nicht ganz unvoreingenommen, darlegen.
Im Lexikon wird Karneval als Fest vor der Fastenzeit, das in katholischen Ländern und Gemeinden gefeiert wird, beschrieben. In Deutschland findet Karneval vor allem bei uns im Rheinland statt, insbesondere natürlich in Mönchengladbach sowie in Köln, und in Mainz und Umgebung gibt es die Fastnacht. Wie wir alle wissen, beginnt die Karnevalszeit am 11. November um 11.11 Uhr, allerdings gibt es auch Ketzer, die Ihre Session nicht an diesem Datum beginnen. In Bayern und Österreich z.B. fängt der Fasching am Dreikönigstag an, in Teilen Frankreichs und in südeuropäischen Ländern beginnt sie am Quinquagesima, dem Sonntag vor Aschermittwoch.
Den Höhepunkt bilden mit regionalen Unterschieden der Rosenmontag, aber vor allem der Veilchendienstag. An diesen Tagen finden in vielen Städten Umzüge mit Festwagen sowie karnevalistische Veranstaltungen statt, bei denen die Akteure Karnevalskostüme tragen. Das ist zwar alles schön und gut, aber ich erzähle Euch wahrscheinlich nix neues.
Tja, aber woher kommt dieses Wort und dieser Brauch: Karneval? Eine Möglichkeit, das Wort zu erklären, besteht, wie Sie vielleicht wissen, darin, dass es aus dem Kirchenlatein carne vale (= Fleisch, lebe wohl) herrührt, denn in der Vergangenheit war es Katholiken schließlich verboten, während der 40 Tage dauernden Fastenzeit Fleisch zu essen. Damals stieg man als gläubiger Katholik einfach um: man aß Fisch. Eine Tradition, welche die Prinzengarde auch heute noch gerne und gemeinsam mit Ihren Mitgliedern pflegt. Denkbar ist auch eine Ableitung von carrus navalis (= Schiffskarren; bezogen auf Frühjahrsumzüge zum Wiederbeginn der Schifffahrt).
Ihren Ursprung haben die Karnevalstage wohl in römischen und byzantinischen Frühlingsfesten. Nachdem seit dem 15. Jahrhundert in Venedig prachtvolle Karnevalsfeiern durchgeführt worden waren, führte man die Bezeichnung Karneval im 17. Jahrhundert auch in Deutschland ein. Karneval bezeichnete ursprünglich den Sonntag vor dem Aschermittwoch und dem Beginn der Fastenzeit. Dies war sozusagen die letzte Gelegenheit zum Vergnügen sowie zum ausgiebigen Essen und Trinken.
In New Orleans in den USA findet das Fest Mardi Gras (französisch: fetter Dienstag) statt, der Karneval in Venedig ist berühmt für seine höfischen Masken, der Karneval in Rio de Janeiro für seine phantasie- und temperamentvollen Umzüge. Im deutschsprachigen Raum ist neben dem rheinischen Karneval in Mönchengladbach vor allem die schwäbisch-alemannische Fasnet in Südwestdeutschland und der Nordschweiz (Basler Morgenstreich) zu nennen, in der deutliche Anklänge an vorchristliche Fruchtbarkeitsrituale (Winteraustreiben) zu finden sind.
Traditionell wurden während des Karnevals die weltliche und kirchliche Ordnung karikiert. Elemente davon haben sich bis heute zu Altweiber, in der Einsetzung von Narrenregierungen, wie Prinzenpaaren, oder auch beim (hierzulande unfreiwilligen) Aushändigen der Rathausschlüssel ans jecke Volk erhalten.
Karneval in Mönchengladbach
Der Rosenmontag taucht erstmalig um 1640 in der Stadthistorie auf, auch wenn nicht bekannt ist, wie er damals begangen wurde. Der heutige Karneval wird bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Mönchengladbach gefeiert. Die älteste Karnevalsgesellschaft unserer Stadt - die GKG Spönnradsbeen Hardt e.V. wurde bereits 1857 gegründet. Erste städtische Prinzen(paare) sind seit Ende des 19. Jahrhunderts belegt.
In dieser langen Zeit sind viele Traditionen und Bräuche entstanden, die unser Winterbrauchtumbis heute prägen. Zum einen natürlich die mannigfaltigen Saalveranstaltungen (Damen-, Herren-, Kostüm- und Prunksitzungen, aber auch Kostümfeste und vieles mehr) und natürlich der sogenannte Straßenkarneval von Altweiber bis Veilchendienstag, der seinen Höhepunkt im großen Veilchendienstagszug findet.
Durch seine chrsitlichen Wurzeln wird das Karnevalswochenende durch den Kirchenkalender bestimmt. Es ist jedes Jahr das Wochenende (sowie der folgende Montag und Dienstag) vor Aschermittwoch, welcher wiederum die vorästerliche Fastenzeit einläutet.
Auch in Mönchengladbach startet die Session traditionell jedes Jahr am 11.11., was Abends auf dem Kapuzinerplatz gebührend gefeiert wird und seine Manifestation durch das Erwecken des Hoppediz, die Personifizierung des Karneval erhält. Während der Weihnachtszeit ruhen auch die Karnevalisten vorübergehend, nur um Anfang Januar mit der Prinzenproklamation in der altehrwürdigen Kaiser-Friedrich-Halle so richtig durchzustarten.
Der Straßenkarneval - die heiße Phase; auch als "tolle Tage" bezeichnet - beginnt dann am Altweiber-Donnerstag, bereits am Vorabend durch die Gala-Prunksitzung der EKG Schöpp Op eingeläutet. Nach dem Veilchendienstagszug, dem Abschluss der Session wird dann in allen Ortsteilen und Honschaften unserer Heimatstadft der Hoppediz wieder zu Grabe getragen, beerdigt oder auch verbrannt.